Sommergetreide anbauen
Der Kiebitz sucht seine Nahrung auf Flächen mit niedriger Vegetation. Auch sein Nest legt er nur dort an, wo er eine gute Rundumsicht hat. So kann das brütende Weibchen Raubtiere rechtzeitig erkennen.
Wintergetreiden hat meistens eine gute Höhe, wenn der Kiebitz mit dem Nestbau beginnt. Es wächst jedoch zu schnell auf. Häufig werden Bruten aufgegeben, weil zu hoch steht und die brütenden Vögel in der Sicht behindert.
Sommergetreide wächst langsamer auf. Es erreicht erst in den Sommermonaten seine ganze Höhe. Die Kiebitze können das Brutgeschäft abschließen, bevor das Getreide zu hoch für sie ist.
Aufwand und Kosten:
Geringere Erträge sind möglich.
Von Anfang April bis Mitte Mai auf Bodenbearbeitung verzichten
Die sensibelste Phase für das Kiebitzweibchen beginnt im April mit der Eiablage. Kiebitze legen im Abstand von einigen Tagen vier Eier. Solange das Gelege noch nicht vollständig ist, sind Störungen fatal. Meistens wird das Gelege aufgegeben.
Auch während der Burtzeit können Störungen dazu führen, dass das Gelege verlassen wird. Außerdem werden die unauffälligen Nester mit den tarnfarbenen Eiern bei der Bodenbearbeitung leicht übersehen. Oft werden sie unabsichtlich zerstört.
Verzichten Sie deshalb von Anfang April bis Mitte Mai auf die Bodenbearbeitung. Mitte Mai sind die Jungen durchschnittlich 10 Tage alt. Sie können sich dann in angrenzende Flächen zurückziehen.
Wenn Sie die Arbeiten nicht bis Ende März abschließen können, versuchen Sie, innerhalb der nächsten 10 Tage fertig zu werden. Führen Sie anschließend bis Ende Mai keine Arbeiten mehr auf dem Feld durch. So können die Kiebitze ein Nachgelege tätigen.
Maisfelder können auch in Direktsaat angebaut werden. Dabei wird der ohne vorherige Bodenbearbeitung eingesät. So wird der Neststandort möglichst wenig verändert. Diese Methode ist nach unserer Kenntnis jedoch wenig erprobt. Wenn Sie Erfahrung mit der Direktsaat von Mais gemacht habe, würden wir uns über eine Rückmeldung freuen!
Aufwand und Kosten:
Der Aufwand besteht hauptsächlich in der zeitgenauen Planung der Arbeitsgänge.
Förderung:
Im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) für den Biotoptyp Acker durch die Maßnahme
- Extensive Ackernutzung für Feldbrüter und Ackerwildkräuter (H11) mit 420 €/ha
- bei zusätzlichem Verzicht auf jegliche Düngung (N11) zusätzlich 180 €/ha oder
- bei Verzicht auf Mineraldünger und organische Düngemittel (außer Festmist) zusätzlich 130 €/ha
Mehr Information finden Sie im Förderwegweiser des StMELF:
www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/programme/foerderwegweiser/11028/
Nesterstandorte markieren
Wenn Sie ein Kiebitznest auf Ihrem Acker bemerken, kann es sinnvoll sein, dieses zu markieren.
Sie können dann...
- die Nestumgebung bei den nachfolgenden Arbeitsgängen aussparen. Dadurch entstehen so genannte Kiebitzinseln. Mehr Informationen finden Sie unter Eine Kiebitzinsel anlegen
- die Nester während der Bearbeitung des Ackers entfernen und danach zurücklegen. Diese Maßnahme ist nur in Maisschlägen sinnvoll.
- Nester aus den Fahrrinnen in Maischlägen in ungefährlichere Bereiche versetzen. Mehr Informationen finden Sie unter Kiebitznester, die in Fahrspuren liegen versetzen
Untersuchungen in der Schweiz haben ergeben, dass die Nest-Markierung Räuber wie Fuchs und Marder anlocken. Daher sollten markierte Nester immer durch einen Elektrozaun gesichert werden. Der Zaun sollte einen Mindestabstand von 30 m zum Nest haben. Befinden sich mehrere Nester auf dem Feld, wird das ganze Feld eingezäunt. Auf diese Weise sind die Küken auch in den ersten Tagen nach dem Schlupf vor Räubern geschützt. Diese Methoden zum Schutz der Kiebitzküken hat sich als besonders wirksam erwiesen (Schifferli et al. 2009).
Elekrozäune können leider nicht alle Räuber abhalten. Befindet sich ihr Acker nahe einem Wald, lohnt es sich wahrscheinlich nicht, einen Zaun aufzustellen. In so einem Fall kann es sinnvoller sein, die Nester vor der Bearbeitung zu entfernen und anschließend wieder zurückzubringen. Lesen Sie mehr dazu im Kapitel: Nester während der Bearbeitung des Ackers entfernen
Vorgehen:
Beginnen Sie Mitte März mit der Suche nach Kiebitznestern. Am Besten achten Sie beim Traktorfahren auf Kiebitzgelege. Von der erhöhten Position des Traktors aus werden Sie die Nester leicht bemerkten. Meist lassen sich die Kiebitze nicht vom Fahrzeug stören. Sie fliegen oft sehr spät auf, so dass die Nester genau lokalisiert werden können.
Schlagen Sie zwei 60 cm-lange Pflöcke im Abstand von 2-3 m zum Nest in den Boden. Die Pflöcke bilden eine Linie parallel zur Bewirtschaftungsrichtung. Bei den nächsten Arbeitsgängen wird dieser Bereich ausgespart.
Zäunen Sie anschließend den Neststandort großräumig (mehrere ha) ein. Der Zaun sollte mindesten 30 m Abstand zum nächsten Nest haben. Befinden sich mehrere Nester auf dem Feld, zäunen Sie das gesamte Feld ein. Verwenden Sie ein Elektrozaun-Netz, wie er bei der Schafhaltung zum Einsatz kommt. Diese Zäune werden normalerweise mit einer 9V-Batterie versorgt. Der Zaun muss mindestens 90 cm hoch sein, wenn er Füchse abhalten soll. Die Maschenweite sollte 10-15 cm betragen, damit die Küken den Zaun ggf. passieren können. Lassen Sie den Zaun bis Mitte Juni stehen, damit die Kiebitzfamilie möglichst lange vor Räubern geschützt ist.
Es ist wichtig, dass der Zaun regelmäßig kontrolliert wird. Entfernen Sie Pflanzen, die in den Zaun einwachsen. Sie können einen Spannungsabfall verursachen.
Aufwand und Kosten:
Ertragsverlust durch die Ausparung um das Nest gering. Relativ hoher Zeitaufwand für das Auffinden und Markieren der Nester, das Einzäunen des Felds und die regelmäßige Kontrolle des Zauns.
Elektrozaun-Netz bereits vorhanden oder ca. 50-70 Euro pro 50 m, 9 V-Akku-Batteriegerät ca. 150 Euro.
Pflöcke am Hof vorhanden oder 3 Euro pro Stück im Baumarkt.
Kiebitzinseln anlegen
Wenn Sie die Kiebitznester auf Ihrem Feld markiert haben, können Sie den Bereich um die Nester beim nächsten Arbeitsgang aussparen. Umfahren Sie das Nest einfach im Abstand von 2-3 m.
Auf den ausgesparten Stellen wächst die Vegetation meist schnell auf. Untersuchungen in der Schweiz haben ergeben, das davon Räuber wie Fuchs und Marder angelockt werden (Schifferli et al 2009). Deshalb ist es bei dieser Maßnahme besonders wichtig, dass das Feld eingezäunt ist.
Mehr dazu finden Sie im Maßnahmen-Kapitel: Markieren Sie die Neststandorte
Kosten und Aufwand:
Der Aufwand während des Arbeitsgangs ist gering. Auch der Verlust an Produktionsfläche ist gering. Bei hohem Unkrautdruck ist abzuwägen, ob die Maßnahme durchführbar ist. In Maisschlägen kann das Entfernen der Nester während des Arbeitsgangs sinnvoller sein.
Nester vor Dünger und Pestiziden schützen
Düngemittel und Pestizide können den Gasaustausch im Ei beeinträchtigen. Dadurch kann die Gesundheit des Kiebitz-Jungen geschädigt werden. Auch stehende Feuchtigkeit im Nest kann sich negativ auswirken.
Der Schutz der Kiebitznester ist einfach, wenn Sie wissen, wo sich die Nester befinden. Stülpen Sie einfach einen Plastikeimer über das Nester, bevor Sie Gülle oder Spritzmittel ausbringen. Danach sollten die Eimer möglichst schnell entfernt werden. Oder verzichten Sie ganz auf Pflanzenschutzmittel in Ackerschlägen mit Kiebitzen.
Aufwand und Kosten:
Geringer Zeitaufwand. Keine Kosten.
Auf Pestizide und Kunstdünger verzichten
Auf ungedüngten, nicht gespritzten Feldern und Wiesen gibt es ein vielfältigeres Angebot an Insekten, Würmern und Samen, von denen sich der Kiebitz ernährt. Zudem werden dann weniger Chemikalien über die Nahrungskette aufgenommen. Das fördert die Gesundheit der Kiebitze.
Kosten und Aufwand:
Kosten können durch Ertragsminderung entstehen und sind abhängig von der jeweiligen Fläche. Sie sparen sich die Ausgaben für das Dünge- und Spritzmittel.
Förderung:
Im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) für die Biotoptypen Acker und Wiese durch die Maßnahmen
- Extensive Ackernutzung für Feldbrüter und Ackerwildkräuter (H11) mit 420 €/ha mit dem Zusatz
- N11 Verzicht auf jegliche Düngung zusätzlich 180 €/ha oder
- N12 Verzicht auf Mineraldünger und organische Düngemittel (außer Festmist) zusätzlich 130 €/ha
-
Extensive Mähnutzung naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume (H21-H26, F22-F26) mit Schnittzeitpunktauflage 01.06. 230 €/ha, 15.06. 320 €/ha, 01.07. 350 €/ha, 01.08. 375 €/ha und 01.09. 425 €/ha oder Mahd bis einschließlich 14.06., Bewirtschaftungsruhe bis einschließlich 31.08. 390,– €/ha mit dem Zusatz
- N21 Verzicht auf jegliche Düngung und chem. Pflanzenschutzmittel 150 €/ha, als Einzelleistung H27 350 €/ha oder
- N22 Verzicht auf Mineraldünger, organische Düngemittel (außer Festmist) und chem. Pflanzenschutzmittel 90 €/ha
Im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) im Rahmen des Boden- und Wasserschutz durch die Maßnahme
- B30 – Extensive Grünlandnutzung entlang von Gewässern und in sonstigen sensiblen Gebieten mit Verzicht auf jegliche Düngung und chemischen Pflanzenschutz mit 350 €/ha
Mehr Information finden Sie im Förderwegweiser des StMELF:
www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/programme/foerderwegweiser/11028/
Die Bewirtschaftung auf einer bestehenden Fehlstelle aussetzen
Fehlstellen im Acker bringen nur wenig Ertrag. Wird ihre Bewirtschaftung ausgesetzt entstehen kaum Verluste. Für den Kiebitz kann eine solche Fehlstelle jedoch ein großer Gewinn sein. Auf feuchten Fehlstellen wird die Vegetation meistens nicht sehr hoch. Dort sucht der Kiebitz besonders gerne nach Nahrung.
Wichtig ist, dass die Fehlstelle groß genug ist. Der Kiebitz will eine freie Rundumsicht. Ist die Fläche auf allen Seiten von hoher Vegetation umstanden, wird er sie nicht nutzen. Gut geeignet sind Flächen zwischen 0,5 bis 5 ha.
Aufwand und Kosten:
Sie gewinnen Zeit, wenn Sie die Bewirtschaftung aussetzen. Es entstehen kaum Ertragsverluste.